Die Geschichte von Starkenburg

I. Historische Entwicklung

Ca. 350 n. Chr.
Die Sponheimer
Die Kärtner Sponheimer
Die Sponheimer als Nahegaugrafen
Die Sponheimer als Moselgaugrafen
Gräfin Loretta von Sponheim-Starkenburg
Ende der Sponheimer

II. Gestaltung, Entwicklung und Leben im 20. Jahrhundert

I. Historische Entwicklung

Im Altertum der Erdgeschichte entwickelten sich aus dem Devonmeer vor 400-350 Mio.Jahren die Grundzüge unserer heutigen Landschaft. Nachfolgende Abtragungen, Verwerfungen, Verschiebungen, Sollenbewegungen, Überschwemmungen, Ablagerungen und wechselnde Klimaeinflüsse im Erdmittelalter (Mesozoikum, vor 200-60 Mio.J.) und in der Erdneuheit (Neozoikum, vor 60-1 Mio.J.) hinterließen Hochflächen und Täler, wie sie das Bild von Hunsrück und Eifel eindrucksvoll prägen.

Steinwerkzeuge aus der Jungsteinzeit (5000-2000 v.Ch.), Bronzezeitfunde (1200 v.Ch.) und aus der Hallsteinzeit (800-450 v.Ch.) in und um Enkirch belegen eine kontinuierliche Besiedlung dieser Landschaft. Aus der Zeit der Kelten (um 400 v.Ch.) stammen Siedlungs- und Grabfunde in der Umgebung von Starkenburg (u.a. Wederath).

Ca. 350 n.Chr.
Eine römische Höhenbefestigung ist Vorläufer der späteren Burg. Davon zeugen u.a. Reste eines 4 m breiten Abschnittsgrabens an der Nordspitze, ein aus dem Fels gearbeiteter Winkel mit einer Felskammer sowie verschiedene Oberflächenfunde von Keramik, Werkzeug und Münzen, u.a. ein "Solidus Constantinus II." Trierer Prägung. Die Anlage wurde vermutlich um 412 von den Franken zerstört.

Die Sponheimer
Ihre Vorfahren sind vermutlich mit dem salischen/fränkischen Kaisergeschlecht (1024-1125) verwandt. Ab dem frühen Mittelalter Entwicklung zu einem bedeutenden Grafengeschlecht. Bis zum 15 Jh. als Spanheimer beschreiben. Infolge Ämterübertragungen, Schenkungen, Verleihungen von Pfründen und Lehen und im Erbgang Besitzungen und Gerechtsame im Mittelrhein-Nahegebiet, im Hunsrück, im Raum Birkenfeld und an der Mittelmosel, in Luxemburg, an der unteren Lahn und am Niederrhein. Im 14 Jh. entstehen Verbindungen mit den rheinpfälzischen Wittelsbachern und den Pfalzgrafen und Herzögen von Bayern. Ihre Beziehungen reichen bis in die Schweiz und nach Kärnten. Die verwandtschaftlichen Bande mit Jülicher und Sayner Grafen sind bis in die heutige Zeit nachweisbar.

Die Kärntner Sponheimer

Um 1000 werden erstmals zwei Sponheimer namentlich mit Kärnten in Zusammenhang gebracht. Die beiden Grafen, von den deutschen Kaisern nach Kärnten entsandt, erlangen 1020 durch reiche Erbheirat dort die Grafschaften von Lavant und von Ortenburg.

Die Sponheimer als Nahegaugrafen

1044 Graf Eberhard von Sponheim wird erwähnt, der auf dem Feldberg bei Sponheim die Marienkirche gründet, die
1123 unter Graf Meginhard zum Kloster wird.

Die Sonheimer als Moselgaugrafen

1125 Das Geschlecht der Sponheimer erscheint mit Graf Meginhard (Meinhard) Urkundlich in Enkirch;
1183 als Vögte von Traben. Die Starkenburg besteht bereits.

1200 Erste urkundliche Erwähnung der Burg als "Starkenberg" in einem Trierer Güterverzeichnis. Die hintere Hälfte der Burg mit Kapelle und Vorburg, die von Enkirch aus gepfarrt wird, geht an den Erzbischof Johann I. von Trier (1190-1212) und wird von den Sponheimern als Trierisches Lehen wieder übernommen. Für die auf dem Trabener Bezirk befindliche Hälfte besteht ein Lehensverhältnis mit der Abtei Corvey an der Weser.

1234 kommt es unter Johann I. (1233-1266) zur endgültigen Abgrenzung in die Vordere (Kreuznacher) und die Hintere Grafschaft Sponheim. Starkenburg wird Hintersponheimer Verwaltungssitz. Dazu gehören die Orte Traben, Trarbach, Enkirch, Wolf, Besitzungen auf dem Hunsrück und im Raum Birkenfeld.

1247 Eine Urkunde nennt Graf Gottfried zu Sayn nach der Starkenburg

1315 Graf Heinrich II. von Sponheim (1314-1323) heiratet auf der Starkenburg die 16-18jährige Loretta, Tochter des Grafen Johann von Salm aus Lothringen. Das Paar lebt zunächst auf der Burg Herrstein, später auf Wolfenstein.

Gräfin Loretta von Sponheim - Starkenburg

1323 Graf Heinrich II. stirbt 40jährig und wird in der Himmeroder Erbgarblege beigesetzt. Loretta nimmt mit ihren drei unmündigen Kindern Wohnsitz auf der Starkenburg.

1324 Graf Johann II. (1290-1324), Schwiegervater von Loretta, stirbt. Loretta übernimmt bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes, des späteren Grafen Johann III. (1331-1399), die Regentschaft über die Hintere Grafschaft Sponheim.

1328 Der Name "Starkenburg" erscheint auf einem Brugmannssiegel.

1328 Loretta von Sponheim und der Trierer Kurfürst Balduin streiten um die Birkenfelder Besitzungen, auf die auch Kurtrier Anspruch erhebt. Kurfürst Balduin erbaut in Birkenfeld eine Burg, die 1328 fertig ist. Für eine kriegerische Auseinandersetzung mit Balduin ist Loretta nicht gerüstet.
Zur Durchsetzung ihrer Ansprüche greift Loretta zu einer List und nimmt den Kurfürsten während dessen Schiffsreise nach Koblenz mit seinem Gefolge auf der Mosel gegenüber von Litzig (Auf der Portswies) gefangen. Über Art und Verlauf der Gefangennahme gibt es keine zuverlässigen Aussagen. Da für Loretta nur ein lebender Balduin von Bedeutung war, gilt die Annahme, dass sie von Kähnen aus geschah, die vom Ufer aus das erzbischöfliche Boot in der Flussmitte einschlossen und enterten.
Der unfreiwillige Aufenthalt Balduins auf der Starkenburg liegt zwischen Ende Mai/Anfang Juni 1328, dem Zeitpunkt der Gefangennahme, und dem 5.9.1328, dem beglaubigten Datum der Wiederaufnahme seiner erzbischöflichen Amtsgeschäfte. Bereits am 7.7.1328 erfolgte die Beurkundung des Sühnevertrages zwischen Loretta und Balduin. Neben dem Verzicht Balduins auf die neu erbaute Burg Birkenstein wird die Zahlung eines Lösegeldes von 15.000 Pfund Heller vereinbart. Von einem Teil dieser Summe erbaut Loretta als Witwensitz die Frauenburg an der Nahe, wo sie 1346 stirbt.

1331-1398 Johann III. ist der Erbauer der Grevenburg (Grafenburg) über Trarbach, die am 3.10.1357 erstmals namentlich erwähnt wird und die wehrtechnisch veraltete Starkenburg als Verwaltungssitz ablöst. Die ebenfalls in seiner Regierungszeit erbaute Zollburg (Zollturm) unterhalb von Starkenburg wird bereits während der Kriegshandlungen um Vogteirechte mit Erzbischof Boemund II. von Trier (1354-1362) zerstört.

Ende der Sponheimer

1399-1411 Johannes IV.

1411-1437 Mit Johannes V. stirbt das Geschlecht der Starkenburg-Sponheimer aus. Die Markgrafen von Baden und Grafen von Veldenz als Erben des sponheimischen Besitzes haben kein Interesse mehr an Starkenburg.
1557 Die Hintere Grafschaft Sponheim - sie besteht als solche bis 1815, wo sie in den Besitz Preussens übergeht - wird reformiert. Die Burgkapelle Starkenburg ist für die gottesdienstliche Erbauung der Burgmann und deren Gesinde bestimmt. Die Leibeigenen, die sich im Bereich der Vorburg im Laufe der Zeit angesiedelt haben, sind nach Enkirch eingepfarrt.

1607 Es existiert noch eine Burgbesatzung, obwohl sie bereits 1567 als ein "alt baufällig hus" bezeichnet wurde. Das Dorf zählt 12 Familien.

1642 Nachdem die Schlosskapelle baufällig und niedergelegt wurde, hat man eine neue errichtet. Doch hatte sie keine allzu lange Lebensdauer, weil sie durch die Beschießung Trarbachs (1704) beschädigt wurde. In dem Jahre 1747 war sie in recht schlechtem Zustand.

1682 In einer Landesaufnahme für die französische Regierung wird die Starkenburg als ein ehemaliges Schloss erwähnt, das jetzt ein baufälliges Gemäuer ist.

1707 Der ehemalige Schlosshof ist ein Schutthaufen. Es ist anzunehmen, dass die Dorfbewohner die Burgreste als Steinbruch nutzen. Das Dorf ist auf 23 Familien (1699) angewachsen.

1739 erhielt Starkenburg einen eigenen Friedhof.

1764 Unter dem sehr rührigen Pfarrer Bartz aus Irmenach wurde am 24.4.1764 der Grundstein der heutigen Kirche gelegt. Ein Jahr später (30.6.1765) war die feierliche Einweihung der Kirche durch Pfarrer Pfender aus Enkirch.

1770 erhielt die Kirche eine Stumm-Orgel. Das Dorf zählt 36 Familien (1772)

1784 erhielt die bürgerliche Gemeinde eine Kirchenuhr; erbaut von Philipp Henn, Odernheim.

1794 Mit dem Einzug der französichen Revolutionstruppen endete die Feudalherrschaft. Starkenburg wird der Mairie (Bürgermeisteramt) Trarbach zugeteilt. Der Ort zählt nun 53 Familien.

1815 Die ehemalige Hintere Grafschaft Sponheim-Starkenburg ging in den Besitz Preussens.

1846 Das älteste Schulhaus des Dorfes stand an der Stelle, wo die Scheune des Landwirts und Winzers Oskar Wagner erbaut wurde (Bereich der Vorburg). Nachdem es schlecht und baufällig war, kaufte die Gemeinde (1849) das Haus an dem Fußweg nach Trarbach und baute es zu einem Schulhause um (jetziges Anwesen Helmut Wagner).

1853-1855 Von größerer Bedeutung für das Dorf war die Anlage einer schönen, großen Straße, welche die Verbindung zwischen Enkirch und der Provinzialstraße Irmenach - Trarbach herstellte. Sie wurde von der Gemeinde Enkirch gebaut und ging einige Jahre später an die Provinzialverwaltung über. Bei dem Gasthaus "Zur schönen Aussicht" war vor der Anlage der Provinzialstraße eine große Vertiefung in der alten Straße, weil hier der Graben der Starkenburg verlief, über den in früheren Jahrhunderten die Zugbrücke führte. Diese Stelle wurde von den älteren Einwohnern des Dorfes noch immer "an der Brück" bezeichnet.

3.4.1865 wurde Starkenburg mit der 2. Pfarrstelle in Trarbach verbunden. Dabei blieb es jedoch nur 14 Jahre, um
1879 alsdann mit der 2. Pfarrstelle Traben vereinigt zu werden.

1884 Starkenburg wird von Trarbach getrennt und durch das neugeschaffene Amt Enkirch verwaltet. In Starkenburg leben 71 Familien (1900)

1894 Einrichtung einer Posthilfestelle

II. Gestaltung, Entwicklung und Leben im 20. Jahrhundert

1904-1906 Im Oberdorf entsteht die Burenstraße, die Namensgebung erfolgt in Anlehnung an die seinerzeitigen Burenkriege. Es wird eine Telefonleitung gelegt. Das Dorf hat 402 Einwohner.

1906 Der alte Friedhof unterhalb der 1764 gebauten Kirche wird aufgegeben, ein neuer im Oberdorf angelegt.

1910 Ein neues Schulhaus, weiterhin für einzügigen Unterricht, entsteht im Oberdorf

1921 Starkenburg wird elektrifiziert

1926 Nachdem die 3 alten Glocken mit der Inschrift: "Für die evangelische Gemeinde Starkenburg gegossen von Christian Claren in Sieglar 1874" im 1. Weltkrieg bis auf eine genommen waren, wurde nur eine ersetzt.

1932 Installation einer Wasserleitung. Ein gemeindeeigenes Kühlhaus entsteht.

1957 Nachdem die Gemeinde im Zweiten Weltkrieg erneut eine Kirchenglocke verlor, ertönte zu Pfingsten 1957 das durch zwei neue Glocken vervollständigte Geläute erstmals wieder in ursprünglicher Dreisamkeit.

1970 Auflösung der Amtsverwaltung Enkirch und Eingliederung in die neu gegründete Verbandsgemeinde Traben-Trarbach. Starkenburg bleibt eine selbstständige Ortsgemeinde mit 221 Einwohner. Die Starkenburger Schule schliesst.

1982 Verlegung einer Kanalisation, bei gleichzeitiger Teilerneuerung der Wasserleitung aus dem Jahre 1932. Die gemeindeeigenen Trinkwasserquellen werden stillgelegt und der Ort an das Wassernetz des Wasserverbandes Hunsrück angeschlossen.

1990 Ausbau der Schlossstraße und Erneuerung der Strassenbeleuchtung.

1994 Als letzter Dienstleistungsbetrieb im Dorf schliesst die Poststelle. Ein Lebensmittelladen existierte noch in den 80iger Jahren.

2003 Stand der gewerblichen Betriebe: eine Schreinerei, ein Dachdeckerbetrieb, zwei Gasthäuser.
Starkenburg liegt auf einer Gesamtfläche von 152 ha. und zählt 231 Einwohner.
Weinbau, Ackerbau und Viehzucht prägten über viele Generationen das dörfliche Leben. Die Beherbung von Fremden nahm ihren Anfang in den 60iger Jahren. Heute gibt es zwar keine Hotels in Starkenburg, jedoch findet der Gast ein reichliches Angebot an Privatunterkünften und Ferienwohnungen.

Quelle: HVV Starkenburg 2003