Historie

Die im Jahre 1125 von den Grafen von Sponheim erbaute „Starkenburg“ hat dem Ort seinen Namen gegeben.

Johann I. von Sponheim regierte 1233 – 66 auf der Burg, gefolgt von seinen Söhnen Heinrich und Johann II.

Heinrich von Sponheim heiratete Loretta, die Tochter des Grafen Johann von Salm aus Lothringen. Nach dessen Tod übernimmt Loretta die Herrschaft auf Starkenburg.
Um die Herrschaft über das Cröver Reich zu erzwingen, hält Loretta 1328 den Erzbischof und Kurfürst Balduin unter der Burg 9 Monate gefangen und erhält nach dessen Freilassung ein hohes Lösegeld.

Ihr Sohn Johann der III. ist der letzte Sponheimer auf der Starkenburg. Um das Jahr 1350 wurde die Grevenburg Sitz der Grafen von Sponheim in Trarbach.

Heute sind nur noch einige Mauerreste der Starkenburg vorhanden. So findet man z.B. in einigen Häusern noch überwölbte Keller, die vermutlich noch mittelalterlichen Ursprungs sind. Sie waren Nebenbauten einer Vorburg.

Starkenburg hat noch viele alte Bausubstanz aufzuweisen. Dazu gehören die Bruchsteinbauten im Altkern, die Barockkirche aus dem Jahre 1764, alte Fachwerkbauten und die Schieferbauten aus der Gründerzeit.

Bilder: „Die Starkenburg“ – Im Osten ragte ein sehr mächtiger Bergfried empor. In unmittelbarer Nähe befand sich die Johanniskapelle. Im Norden und Süden war die Feste von einem Burggraben begrenzt. Von der Burg zum Ort führte eine Brücke. Grundrißzeichnung: Die Gipfelfläche hatte eine Längsachse (N-S) von 135 Meter, eine Querachse (W-O) von 30 Meter. Zeichnung: Castendyck

Die Geschichte von Starkenburg

I. Historische Entwicklung

Im Altertum der Erdgeschichte entwickelten sich aus dem Devonmeer vor 400-350 Mio.Jahren die Grundzüge unserer heutigen Landschaft. Nachfolgende Abtragungen, Verwerfungen, Verschiebungen, Sollenbewegungen, Überschwemmungen, Ablagerungen und wechselnde Klimaeinflüsse im Erdmittelalter (Mesozoikum, vor 200-60 Mio.J.) und in der Erdneuheit (Neozoikum, vor 60-1 Mio.J.) hinterließen Hochflächen und Täler, wie sie das Bild von Hunsrück und Eifel eindrucksvoll prägen.

Steinwerkzeuge aus der Jungsteinzeit (5000-2000 v.Ch.), Bronzezeitfunde (1200 v.Ch.) und aus der Hallsteinzeit (800-450 v.Ch.) in und um Enkirch belegen eine kontinuierliche Besiedlung dieser Landschaft. Aus der Zeit der Kelten (um 400 v.Ch.) stammen Siedlungs- und Grabfunde in der Umgebung von Starkenburg (u.a. Wederath).

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Ca. 350 n.Chr.
Eine römische Höhenbefestigung ist Vorläufer der späteren Burg. Davon zeugen u.a. Reste eines 4 m breiten Abschnittsgrabens an der Nordspitze, ein aus dem Fels gearbeiteter Winkel mit einer Felskammer sowie verschiedene Oberflächenfunde von Keramik, Werkzeug und Münzen, u.a. ein „Solidus Constantinus II.“ Trierer Prägung. Die Anlage wurde vermutlich um 412 von den Franken zerstört.

Die Sponheimer
Ihre Vorfahren sind vermutlich mit dem salischen/fränkischen Kaisergeschlecht (1024-1125) verwandt. Ab dem frühen Mittelalter Entwicklung zu einem bedeutenden Grafengeschlecht. Bis zum 15 Jh. als Spanheimer beschreiben. Infolge Ämterübertragungen, Schenkungen, Verleihungen von Pfründen und Lehen und im Erbgang Besitzungen und Gerechtsame im Mittelrhein-Nahegebiet, im Hunsrück, im Raum Birkenfeld und an der Mittelmosel, in Luxemburg, an der unteren Lahn und am Niederrhein. Im 14 Jh. entstehen Verbindungen mit den rheinpfälzischen Wittelsbachern und den Pfalzgrafen und Herzögen von Bayern. Ihre Beziehungen reichen bis in die Schweiz und nach Kärnten. Die verwandtschaftlichen Bande mit Jülicher und Sayner Grafen sind bis in die heutige Zeit nachweisbar.

Die Kärntner Sponheimer

Um 1000 werden erstmals zwei Sponheimer namentlich mit Kärnten in Zusammenhang gebracht. Die beiden Grafen, von den deutschen Kaisern nach Kärnten entsandt, erlangen 1020 durch reiche Erbheirat dort die Grafschaften von Lavant und von Ortenburg.

Die Sponheimer als Nahegaugrafen

1044 Graf Eberhard von Sponheim wird erwähnt, der auf dem Feldberg bei Sponheim die Marienkirche gründet, die
1123 unter Graf Meginhard zum Kloster wird.

Die Sonheimer als Moselgaugrafen

1125 Das Geschlecht der Sponheimer erscheint mit Graf Meginhard (Meinhard) Urkundlich in Enkirch;
1183 als Vögte von Traben. Die Starkenburg besteht bereits.

1200 Erste urkundliche Erwähnung der Burg als „Starkenberg“ in einem Trierer Güterverzeichnis. Die hintere Hälfte der Burg mit Kapelle und Vorburg, die von Enkirch aus gepfarrt wird, geht an den Erzbischof Johann I. von Trier (1190-1212) und wird von den Sponheimern als Trierisches Lehen wieder übernommen. Für die auf dem Trabener Bezirk befindliche Hälfte besteht ein Lehensverhältnis mit der Abtei Corvey an der Weser.

1234 kommt es unter Johann I. (1233-1266) zur endgültigen Abgrenzung in die Vordere (Kreuznacher) und die Hintere Grafschaft Sponheim. Starkenburg wird Hintersponheimer Verwaltungssitz. Dazu gehören die Orte Traben, Trarbach, Enkirch, Wolf, Besitzungen auf dem Hunsrück und im Raum Birkenfeld.

1247 Eine Urkunde nennt Graf Gottfried zu Sayn nach der Starkenburg

1315 Graf Heinrich II. von Sponheim (1314-1323) heiratet auf der Starkenburg die 16-18jährige Loretta, Tochter des Grafen Johann von Salm aus Lothringen. Das Paar lebt zunächst auf der Burg Herrstein, später auf Wolfenstein.

Gräfin Loretta von Sponheim – Starkenburg

1323 Graf Heinrich II. stirbt 40jährig und wird in der Himmeroder Erbgarblege beigesetzt. Loretta nimmt mit ihren drei unmündigen Kindern Wohnsitz auf der Starkenburg.

1324 Graf Johann II. (1290-1324), Schwiegervater von Loretta, stirbt. Loretta übernimmt bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes, des späteren Grafen Johann III. (1331-1399), die Regentschaft über die Hintere Grafschaft Sponheim.

1328 Der Name „Starkenburg“ erscheint auf einem Brugmannssiegel.

1328 Loretta von Sponheim und der Trierer Kurfürst Balduin streiten um die Birkenfelder Besitzungen, auf die auch Kurtrier Anspruch erhebt. Kurfürst Balduin erbaut in Birkenfeld eine Burg, die 1328 fertig ist. Für eine kriegerische Auseinandersetzung mit Balduin ist Loretta nicht gerüstet.
Zur Durchsetzung ihrer Ansprüche greift Loretta zu einer List und nimmt den Kurfürsten während dessen Schiffsreise nach Koblenz mit seinem Gefolge auf der Mosel gegenüber von Litzig (Auf der Portswies) gefangen. Über Art und Verlauf der Gefangennahme gibt es keine zuverlässigen Aussagen. Da für Loretta nur ein lebender Balduin von Bedeutung war, gilt die Annahme, dass sie von Kähnen aus geschah, die vom Ufer aus das erzbischöfliche Boot in der Flussmitte einschlossen und enterten.
Der unfreiwillige Aufenthalt Balduins auf der Starkenburg liegt zwischen Ende Mai/Anfang Juni 1328, dem Zeitpunkt der Gefangennahme, und dem 5.9.1328, dem beglaubigten Datum der Wiederaufnahme seiner erzbischöflichen Amtsgeschäfte. Bereits am 7.7.1328 erfolgte die Beurkundung des Sühnevertrages zwischen Loretta und Balduin. Neben dem Verzicht Balduins auf die neu erbaute Burg Birkenstein wird die Zahlung eines Lösegeldes von 15.000 Pfund Heller vereinbart. Von einem Teil dieser Summe erbaut Loretta als Witwensitz die Frauenburg an der Nahe, wo sie 1346 stirbt.

1331-1398 Johann III. ist der Erbauer der Grevenburg (Grafenburg) über Trarbach, die am 3.10.1357 erstmals namentlich erwähnt wird und die wehrtechnisch veraltete Starkenburg als Verwaltungssitz ablöst. Die ebenfalls in seiner Regierungszeit erbaute Zollburg (Zollturm) unterhalb von Starkenburg wird bereits während der Kriegshandlungen um Vogteirechte mit Erzbischof Boemund II. von Trier (1354-1362) zerstört.

Ende der Sponheimer

1399-1411 Johannes IV.

1411-1437 Mit Johannes V. stirbt das Geschlecht der Starkenburg-Sponheimer aus. Die Markgrafen von Baden und Grafen von Veldenz als Erben des sponheimischen Besitzes haben kein Interesse mehr an Starkenburg.
1557 Die Hintere Grafschaft Sponheim – sie besteht als solche bis 1815, wo sie in den Besitz Preussens übergeht – wird reformiert. Die Burgkapelle Starkenburg ist für die gottesdienstliche Erbauung der Burgmann und deren Gesinde bestimmt. Die Leibeigenen, die sich im Bereich der Vorburg im Laufe der Zeit angesiedelt haben, sind nach Enkirch eingepfarrt.

1607 Es existiert noch eine Burgbesatzung, obwohl sie bereits 1567 als ein „alt baufällig hus“ bezeichnet wurde. Das Dorf zählt 12 Familien.

1642 Nachdem die Schlosskapelle baufällig und niedergelegt wurde, hat man eine neue errichtet. Doch hatte sie keine allzu lange Lebensdauer, weil sie durch die Beschießung Trarbachs (1704) beschädigt wurde. In dem Jahre 1747 war sie in recht schlechtem Zustand.

1682 In einer Landesaufnahme für die französische Regierung wird die Starkenburg als ein ehemaliges Schloss erwähnt, das jetzt ein baufälliges Gemäuer ist.

1707 Der ehemalige Schlosshof ist ein Schutthaufen. Es ist anzunehmen, dass die Dorfbewohner die Burgreste als Steinbruch nutzen. Das Dorf ist auf 23 Familien (1699) angewachsen.

1739 erhielt Starkenburg einen eigenen Friedhof.

1764 Unter dem sehr rührigen Pfarrer Bartz aus Irmenach wurde am 24.4.1764 der Grundstein der heutigen Kirche gelegt. Ein Jahr später (30.6.1765) war die feierliche Einweihung der Kirche durch Pfarrer Pfender aus Enkirch.

1770 erhielt die Kirche eine Stumm-Orgel. Das Dorf zählt 36 Familien (1772)

1784 erhielt die bürgerliche Gemeinde eine Kirchenuhr; erbaut von Philipp Henn, Odernheim.

1794 Mit dem Einzug der französichen Revolutionstruppen endete die Feudalherrschaft. Starkenburg wird der Mairie (Bürgermeisteramt) Trarbach zugeteilt. Der Ort zählt nun 53 Familien.

1815 Die ehemalige Hintere Grafschaft Sponheim-Starkenburg ging in den Besitz Preussens.

1846 Das älteste Schulhaus des Dorfes stand an der Stelle, wo die Scheune des Landwirts und Winzers Oskar Wagner erbaut wurde (Bereich der Vorburg). Nachdem es schlecht und baufällig war, kaufte die Gemeinde (1849) das Haus an dem Fußweg nach Trarbach und baute es zu einem Schulhause um (jetziges Anwesen Helmut Wagner).

1853-1855 Von größerer Bedeutung für das Dorf war die Anlage einer schönen, großen Straße, welche die Verbindung zwischen Enkirch und der Provinzialstraße Irmenach – Trarbach herstellte. Sie wurde von der Gemeinde Enkirch gebaut und ging einige Jahre später an die Provinzialverwaltung über. Bei dem Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ war vor der Anlage der Provinzialstraße eine große Vertiefung in der alten Straße, weil hier der Graben der Starkenburg verlief, über den in früheren Jahrhunderten die Zugbrücke führte. Diese Stelle wurde von den älteren Einwohnern des Dorfes noch immer „an der Brück“ bezeichnet.

3.4.1865 wurde Starkenburg mit der 2. Pfarrstelle in Trarbach verbunden. Dabei blieb es jedoch nur 14 Jahre, um
1879 alsdann mit der 2. Pfarrstelle Traben vereinigt zu werden.

1884 Starkenburg wird von Trarbach getrennt und durch das neugeschaffene Amt Enkirch verwaltet. In Starkenburg leben 71 Familien (1900)

1894 Einrichtung einer Posthilfestelle

II. Gestaltung, Entwicklung und Leben im 20. Jahrhundert

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1904-1906
Im Oberdorf entsteht die Burenstraße, die Namensgebung erfolgt in Anlehnung an die seinerzeitigen Burenkriege. Es wird eine Telefonleitung gelegt. Das Dorf hat 402 Einwohner.

1906
Der alte Friedhof unterhalb der 1764 gebauten Kirche wird aufgegeben, ein neuer im Oberdorf angelegt.

1910
Ein neues Schulhaus, weiterhin für einzügigen Unterricht, entsteht im Oberdorf

1921
Starkenburg wird elektrifiziert

1926
Nachdem die 3 alten Glocken mit der Inschrift: „Für die evangelische Gemeinde Starkenburg gegossen von Christian Claren in Sieglar 1874“ im 1. Weltkrieg bis auf eine genommen waren, wurde nur eine ersetzt.

1932
Installation einer Wasserleitung. Ein gemeindeeigenes Kühlhaus entsteht.

1957
Nachdem die Gemeinde im Zweiten Weltkrieg erneut eine Kirchenglocke verlor, ertönte zu Pfingsten 1957 das durch zwei neue Glocken vervollständigte Geläute erstmals wieder in ursprünglicher Dreisamkeit.

1970
Auflösung der Amtsverwaltung Enkirch und Eingliederung in die neu gegründete Verbandsgemeinde Traben-Trarbach. Starkenburg bleibt eine selbstständige Ortsgemeinde mit 221 Einwohner. Die Starkenburger Schule schliesst.

1982
Verlegung einer Kanalisation, bei gleichzeitiger Teilerneuerung der Wasserleitung aus dem Jahre 1932. Die gemeindeeigenen Trinkwasserquellen werden stillgelegt und der Ort an das Wassernetz des Wasserverbandes Hunsrück angeschlossen.

1990
Ausbau der Schlossstraße und Erneuerung der Strassenbeleuchtung.

1994
Als letzter Dienstleistungsbetrieb im Dorf schliesst die Poststelle. Ein Lebensmittelladen existierte noch in den 80iger Jahren.

2003
Stand der gewerblichen Betriebe: eine Schreinerei, ein Dachdeckerbetrieb, zwei Gasthäuser.
Starkenburg liegt auf einer Gesamtfläche von 152 ha. und zählt 231 Einwohner.
Weinbau, Ackerbau und Viehzucht prägten über viele Generationen das dörfliche Leben. Die Beherbung von Fremden nahm ihren Anfang in den 60iger Jahren. Heute gibt es zwar keine Hotels in Starkenburg, jedoch findet der Gast ein reichliches Angebot an Privatunterkünften und Ferienwohnungen.

Quelle: HVV Starkenburg 2003

Ein Dorf im Wandel

Über die Geschichte des Dorfes Starkenburg und seine wechselvollen Ereignisse gibt es manch interessante Beschreibung, sowohl in wissenschaftlicher als auch chronikartiger Form. In dem vorigen Jahrhundert jedenfalls wurde das Dorf von Kriegen verschont; es waren Naturereignisse, die dafür sorgten, dass im alten Straßenbild das Dorfkerns die ersten Lücken entstanden, wie zum Beispiel der Blitzschlag, der eine reihe Häuser und Scheunen in Brand setzte. Das war 1918.

Der Dorfkern war geprägt von einer engen Durchgangsstraße, die von Enkirch kommend (Baujahr 1855) ins dünnbesiedelte Oberdorf führt, das um 1900 durch mehrere neue Gebäude wegen der steigenden Einwohnerzahl (etwa 400) erweitert wurde.

Jeder Bauer war auch gleichzeitig Winzer. So war das untere Dorfbild geprägt von einer über die Jahre gewachsenen Ansammlung von Gebäuden, bestehend aus Wohnraum, Scheuer und Stall. Und vor, hinter oder neben allem der höchsteigene Misthaufen. Der Traubenkelter stand im Keller, der, tief in den felsigen Grund gehauen, für die richtige Temperatur und Luftfeuchte beim Wein sorgte.

Bei so manchem Arbeiter oder Tagelöhner hatte die lebenswichtige Kuh ihre Heimstatt in einem Verschlag oder gar, wie im Haus Schmoll von 1893, auch mal im Keller. Es gab in den Nachkriegsjahren im Dorf eine Schmiede, einen Schuster, eine Raiffeisenbank, zwei Lebensmittelläden mit einer Poststelle, mehrere Gasthäuser und 52 Viehhalter.

Und zur nächsten Stadt oder zu Verwandtenbesuchen ging es zu Fuß, mit dem Rad oder per Ochsenkarren. Pferde gab es kaum, die Feldarbeit wurde mit Kuh und Ochs bewerkstelligt. Das änderte sich erst Anfang der 50iger Jahre. 1953 war ein gutes Weinjahr, und von dem Erlös dieses außergewöhnlichen Jahrgangs wurden die ersten Traktoren angeschafft. Und mit dem Einzug dieser motorisierten Technik begann in vielen Bereichen für das Dorfleben eine neue Ära. So wurden in den Steilhängen der Starkenburger Weinberge Seilbahnen installiert. Mit deren Hilfe wurde das mühselige Transportieren der vollgeernteten Butten auf dem Rücken der Winzer erleichtert bzw. ersetzt. Sie wurden durch angebaute Seilwinden an den Traktoren betrieben.

Das Manövrieren mit den Traktoren im Weinberg hatte auf den unbefestigten Wegen allerdings seine Tücken, und manches Wendemanöver endete mit einem mittleren Desaster.

Während Anfang der 60iger Jahre noch eine Kartoffeldämpfanlage für das Winterfutter der Schweine sorgte und jeden Montagmorgen der Schweineauftrieb an der Gemeindewaage stattfand, (Standort war hinter dem jetzigen Feuerwehrmuseum), kam es Ende der 60iger Jahre bereits zu den ersten Auflösungen der Kuhbestände. In diese Dekade fiel auch die Flurbereinigung von Feld und Wald. Auf dem Starkenburger Flur wurden zwei Aussiedlerhöfe errichtet, wovon heute nur noch ein Betrieb Nutzvieh (Schweine) hält.

Bei den Gebäuden gab es sowohl Aufbau -1968 war das Gemeindehaus fertig- als auch Abriss alter Bausubstanzen. 1974 schließlich musste das alte Gemeindebackhaus auf dem Felsen neben der Kirche einem modernen Wohnbungalow weichen.
Im gleichen Jahr verschwand die alte Scheune auf dem heutigen großen Parkplatz im Unterdorf, das letzte Relikt, das den Blitzschlag von 1918 überlebt hatte.
Im mittleren Teil der unteren Dorfpartie gab es große Veränderungen: die alte Schmiede wurde zur Garage umgebaut, die Scheunen daneben mussten Platz machen für Wohnhäuser, und wieder verschwanden die Kühe … letztendlich wurde in den 70igern die dorfeigene Schule aufgelöst.

Im Weinberg fand mit Beginn der 80iger eine neue Technik Eingang: die Monragbahn. Sie diente sowohl zum Transport von Personen als auch von Trauben.

Da bis 1980 der Steilhang unterhalb von Starkenburg noch zu 100 % bebaut wurde, ging auch die Monragbahn bis in die höchsten Höhen.

Heute, 2003, wo nur noch wenige Parzellen bewirtschaftet werden, gibt es dieses Transportmittel nur noch in den unteren Regionen.

1981 wurde die 1932 erbaute Trinkwasserleitung erneuert.
Die eigene Wasserversorgung durch umliegende Quellen und Reservoire war schon 1972 eingestellt worden, und die Zuständigkeit ist dann auf die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach übergegangen.
Der wohl bedeutendste Schritt in die Neuzeit war die Verlegung der Kanalisation in den 1980er Jahren.
Und als 1991 schließlich der endgültige Ausbau und die Befestigung der Dorfstraßen in die Wege geleitet bzw. vollendet wurde, konnte der damalige Gemeinderat mit Zufriedenheit die weiteren Geschicke des Dorfes in die Hände jüngerer Generationen geben.

Im Oberdorf gibt es ein Neubaugebiet – Auf’m Rech – das 1981 erschlossen wurde.
Von den 1989 existierenden 10 Nutzviehhaltern gibt es heute noch einen Betrieb. Ansonsten gibt es noch einen Hobby-Pferdebesitzer.

Unter den ca. 250 Einwohnern gibt es noch einige Winzer, die zum Teil auch Landwirtschaft und Fremdenpensionen betreiben.

Geschichte zur Evangelischen Kirche Starkenburg

Dem Betrachter von der Mosel her fällt die Kapelle sofort in die Augen, denn sie bestimmt mit das Ortsbild, weshalb es nicht unterlassen werden soll, auch die Geschichte des kleinen Gotteshauses zu erzählen.

Die erste Kapelle war auf der Burg und dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht. Es handelt sich bei dem Patrozinium Johannes d.T. um ein solches alter Kirchen.

Die Kapelle war eine gefreite (Capella libera), wie auch die Burgkapelle von Dill. Die Burgkapläne, die wohl anfangs von der Propstei Corvey, später vom Mönchshof auf die Burg kamen, waren dort wichtige Personen, den sie waren des Lesens und Schreibens kundig.
Aus ihrer Zahl soll nur Erwähnung finden der kluge Rat Lorettas Bertram von Vankel (Fankel a. d. Mosel) und der Geheimschreiber des letzten Sponheimer, der Zisterziener-Mönch Gobelin aus dem Kloster Dissibodenberg.

Gobelin begleitete Johann nach Jerusalem und wurde Abt des Klosters Sponheim. Über den Zustand der Burgkapelle erfahren wir aus einem Bericht von 1643, dass sie allmählich recht baufällig geworden sei.
Man baute eine Notkirche im Dorf, auf der gleichen Seite, wo die heutige Kapelle steht, aber weiter in Richtung Enkirch zu.

Als 1704 im spanischen Erbfolgekrieg Erbprinz Friedrich von Hessen-Kassel mit den verbündeten Truppen sein Hauptquartier in Starkenburg aufschlug und die Grevenburg belagerte, wurde diese erste Kapelle im Dorf beschädigt. Im Laufe der Zeit ist die Kapelle nicht besser geworden, so dass wiederholt die Gemeinsherrn angegangen wurden, eine neue Kapelle zu bewilligen.

1763 wurde eine Kollekte in der ganzen hinteren Grafschaft genehmigt und am 24.4.1764 von dem sehr rührigen Pfarrer Bartz der Grundstein gelegt.
Den Bauplan riss der Trarbacher Baumeister A.C. Ludolph auf, und Maurermeister Johann Peter Jobs aus Litzig errichtete einen 12.30 Meter langen und 7.60 Meter breiten Saalbau mit sechs rundbogigen Fenstern und dreiseitigem Chorabschluss. Als Zimmermeister waren die Trabener Richard und Jost Dinkel sowie Jörg Daniel Ring tätig. Neben dem Aufbau eines achteckigen Dachreiters über dem Giebel zogen sie auch die gebogene Holzdecke ein. Leyendecker Görg Hey kam aus Wolf.

Der Enkircher Pfarrer Pfender weihte die Kirche am 30. Juni 1765, und elf Jahre danach malten Jakob Homburg und J.P. Weber für dreißig Reichstaler die Wände mit Steinfarbe und die Decke perlfarbig aus und schufen außerdem ein Dreifaltigkeits-Chorbild. Allerdings stammten die noch heute vorhandenen Malereien an der Westempore kaum von den beiden Künstlern. Die Bilder zeigen die zwölf Apostel und die Propheten. An der rückwärtigen Wand ein Bild Salvatore Mundi.

Die hölzerne Kanzel könnte schon in der Vorgängerkirche gestanden haben. Bereits 1770 ist eine Orgel erwähnt. Die heutige stammt aus der Werkstatt Stumm, hat 1 Manual und 8 Register. Mit ihrem fünfteiligen Prospekt wurde sie 1785 eingebaut. Im Jahr vorher bekam die Kirche eine Uhr.

Wahrscheinlich bei der Zerstörung der Kapelle 1704 ging eine kleine Glocke verloren. 1874 wurden vom Glockengießer Claren aus Sieglar drei Klangkegel für die kleine Kirche gegossen. Deren zwei mussten im Ersten Weltkrieg abgegeben, wovon 1926 nur eine ersetzt wurde. Nachdem die Gemeinde im Zweiten Weltkrieg erneut eine verlor, ertönte zu Pfingsten 1957 das durch zwei neue Glocken vervollständigte Geläute erstmals wieder in ursprünglicher Dreisamkeit. Es ist abgestimmt auf „es-f-as“
Der Innenraum der kleinen Kirche, die heute der Enkircher Pfarrer bedient, wurde 1983 restauriert und zeigt sich nunmehr in ihren ursprünglichen Farben.

Hilfe für klangschönes Sorgenkind

Schön, aber renovierungsbedürftig: die Stumm-Orgel in der Starkenburger Kirche. Der Zahn der Zeit hat während fast zwei Jahrhunderten an dem historischen Kunstwerk genagt. Temperaturschwankungen, besonders im Winter, sowie menschliche Eingriffe, haben dazu beigetragen, dass das wertvolle Instrument einer umfangreichen Restaurierung bedurfte.

In den Jahren 2008 bis 2010 restaurierte der Orgelbauer Rainer Müller aus Merxheim unsere Orgel von Grund auf und stellte den Originalzustand von 1818 wieder her. In der kleinen Starkenburger Kirche fand unter reger Beteiligung der Einwohnerschaft, weltlicher und kirchlicher Ehrengäste am Sonntag, dem 18.April 2010, also fast auf den Tag genau 193 Jahre nach der ersten Einweihung, ein Festgottesdienst mit der neuen Orgel statt.

Mögen sich noch viele Generationen bei Gottesdiensten und Konzerten an dem schönen und wertvollen Instrument erfreuen.